Alarmzeit: 12. November 2015; 16:08
Alarmierung: Stufe 2
Am 12.11.2015 um 16:08 Uhr wurde mit dem Sachverhalt „rote Wolke steigt auf – mit Geruchsbelästigung“ neben der Feuerwehr Wimsheim auch der Gefahrgutzug Enzkreis alarmiert. Beim Eintreffen an der Einsatzstelle in der Daimlerstraße, hat der Einsatzleiter eine starke, orangefarbene Rauchentwicklung im hinteren Bereich des Anwesens bei östlicher Windrichtung festgestellt. Nach weiterer Erkundung und Befragung der Eigentümer war bekannt, dass die Gaswolke aus einem Säurebecken zur Reinigung von Rohren mit einigen Kubikmetern Fassungsvermögen stammt. Die genaue Zusammensetzung der Säure und der dabei entstehenden Gase war zu diesem Zeitpunkt noch unklar.
Aufgrund der unklaren Gefahrenlage wurde der Betreiber aufgefordert das Gebäude zu räumen und von der Feuerwehr die westlich gelegenen Gewerbeeinheiten ebenfalls informiert und evakuiert. Die weitere Erkundung unter CSA mit Unterstützung des Gefahrgutzugs Enzkreis und dem Fachberater Chemie hat ergeben, dass in dem Säurebecken mehrere Kubikmeter salpetriger Säure mit unedlen Metallen exotherm reagieren und es dadurch zur Bildung einer größeren Menge von nitrosen Gasen kommt. Aufgrund der hohen Temperatur von ca. 200°C im Säurebecken waren keine Maßnahmen möglich um die Reaktion zu stoppen.
Inzwischen war auch die FüUE Heckengäu vor Ort, sodass gemeinsam mit Kreisbrandmister Christian Spielvogel in den dafür einberufenen Lagebesprechungen die weiteren Maßnahmen vereinbart wurden.
Eindämmung der Gaswolke:
Um eine weitere Ausbreitung der Gaswolke zu minimieren, wurde diese mit einem Wassernebel niedergeschlagen und über die Kanalisation abgeleitet. Aufgrund der starken Verdünnung durch die eingesetzte Wassermenge bestand jedoch keinerlei Gefahr. Trotzdem wurde das Klärwerk über die ankommenden Abwässer informiert.
Einrichten eines Sperrbereichs:
Um das Schadensereignis wurde in einem 100m Radius ein Sperrbereich eingerichtet. Dieser wurde von der Polizei vollständig evakuiert und überwacht. Weiter wurde sichergestellt, dass über die Landstraße L1175 keine weiteren Personen in diesen Bereich einfahren.
Warnung der Bevölkerung:
Mit Lautsprecherdurchsagen im Ort wurde die Wimsheimer Bevölkerung aufgefordert die Fenster und Türen geschlossen zu halten. Parallel wurden die Fahrer auf der nur wenige 100m entfernt verlaufenden BAB 8 durch Radiodurchsagen gebeten im Bereich von Wimsheim die Fenster geschlossenzuhalten und Lüftungsanlagen abzuschalten. Parallel wurden im gesamten Ortsgebiet von Wimsheim Messungen auf erhöhte Konzentration von nitrosen Gasen durchgeführt, die allesamt ohne Befund waren.
Versorgung der Evakuierten:
Die ursprünglich eingerichtete Sammelstelle beim Feuerwehrhaus wurde in die Hagenschießhalle verlegt. Dort wurde eine medizinische Notfallstelle mit einem Notarzt vor Ort eingerichtet und die Evakuierten vom DRK versorgt. Gegen 18:30Uhr war die Reaktion weiter rückläufig, sodass der Sperrradius auf 50m reduziert werden konnte. Nach weiteren ca. 2 Stunden war die Reaktion soweit abgeklungen, dass die Evakuierten von der Hagenschießhalle wieder zu Ihren Fahrzeuge im Sperrbereich und kontrolliert aus dem Sperrbereich abfahren konnten.
Im Anschluss daran, gegen 21:00 Uhr wurden sämtliche Kräfte außer der Feuerwehr Wimsheim ausgebunden. Die Feuerwehr Wimsheim stellte eine Nachtwache und hat die Einsatzstelle am folgenden Morgen an die Kriminalpolizei für weitere Ermittlungen übergeben.
Kräfte Feuerwehr Wimsheim:
HLF 20/16
GW-Lösch
MTW
Weitere Kräfte:
Gefahrgutzug Enzkreis
LF Feuerwehr Mönsheim
FüUE Heckengäu
GW-AS Feuerwehr Pforzheim
Kreisbrandmeister
Fachberater Chemie
Bürgermeister
Organisatorischer Leiter DRK
2 NEF
3 RTW
Kreisbereitsschaftsleitung und -auskunftsbüro DRK
DRK OV Friolzheim/Wimsheim
DRK OV Tiefenbronn
Polizei (mehrere Streifenwagen)
Weitere Informationen:
Bericht Pforzheimer Zeitung
Bericht 2 Pforzheimer Zeitung
Video Pforzheimer Zeitung
Bildergalerie Pforzheimer Zeitung
Pressebericht Polizei
Bericht SWR
Impressionen:
Fotos: Gerhard Ketterl / Pforzheimer Zeitung